Zu erst einmal die Eckdaten:

  • 25.07.2024: Toraja
  • 30.07.2024: Rammang-Rammang & Leang-Leang
  • 31.07.2024: Bangka
  • 07.08.2024: Rückreise

Anreise

Die Reise nach Indonesien bzw. nach Südostasien hat für mich immer zwei Schlüsselmomente:

  • Moment 1: Wenn man plötzlich selbst der „Ausländer“ ist. In unserem Fall bedeutet das, die einzigen Weißen im ganzen Flugzeug zu sein.

  • Moment 2: Die feuchte, schwere Luft, die stets nach schwelendem Brand riecht und sich mit seltsamen, blumigen Düften vermischt. Dann weiß man – man ist in Indonesien.

Wie sehr ich mich schon darauf freue, morgen gebratenen Reis zum Frühstück zu essen!

Toraja

Wir waren insgeasmt 3 volle Tage in Toraja. Der nun folgende Text sind meine frischen Eindrücke nach dem ersten Tag, an dem wir von unserer Guide / Host / Homestay-Mutter, Meyske geführt wurden.

Unser Fokus lag darauf die lokale Kultur zu verstehen und unterwegs dafür waren wir mit dem Roller.

Der erste Programmpunkt war ein hängender Sarg, dann ein Steingrab. Uns wurde die unterschiedlichen Gräber erklärt, die die Toraja historisch und aktuell nutzen, sondern hatten auch gleich sehr tiefgründige Diskussionen über Leben, Tod und gesellschaftliche Werte mit Meyske.

Ich wusste ja schon, dass die Toraja ihre Toten noch recht lange im Haus lagern und sie „krank“ nennen. Was mir aus den Berichten aber noch nicht klar wurde: Sie trauern dabei schon. Sie ignorieren nicht den Tod. Das „krank“ sein ist einfach nur ein Status auf Erden in ihrem Glaubenssystem, bevor sie in den Himmel zurück kehren können.

Aber die Angehörigen trauern natürlich schon, dass die Person gegangen ist – sie bauen es nur anders in ihr Leben und bringen ihnen noch weiterhin Essen und schauen nach ihnen, während sie in der Wohnung liegen.

Man hat es auch im Gespräch mit Meyske bemerkt, dass sie etwas feuchte Augen bekommen hat als sie von ihrer erst kürzlich verstorbenen Großmutter erzählt hat.

Der Glauben der Toraja besagt, dass sie vom Himmel gekommen sind und wieder in den Himmel zurückgehen. Die Zeit auf erden ist eher als „Hölle“ zu interpretieren. Etwas das man mit den entsprechenden Werten meistern muss, um höhere Weisheit / Emotionen zu erlangen (wenn man wieder im Himmel ist). Und wer auf Erden ein böser Mensch ist, der bekommt von den Hinterbliebenen keine Beerdigung mit der entsprechenden Anzahl an Büffeln und hat keine Gemeinschaft die bei den Ritualen (z.b. Sarg tragen) hilft und kann daher nicht in den Himmel zurückkehren. Das ist die Motivation hier auf Erden sich gut in die Gemeinschaft einzubringen. Toll.

Das Glaubens- und Wertesystem legt auch zu Lebzeiten einen starken Fokus auf die lokale familiäre Community.

Z.b. erbt nur derjenige etwas, der sich um etwas gekümmert hat.

Also das Reisfeld darf derjenige behalten der der es den Feuchtgebieten des Familienbesitzes abgerungen hat. Wenn aber jemand auf Steinigen Land ein Haus baut gehört ihm zwar das Haus (er hat es sich ja erarbeitet und kann es vererben) – aber nicht das Grundstück. Er hat sich ja nicht um das Land an sich gekümmert.

Und wer sich um die Alten kümmert, bekommt das Erbe. Denn wer hier bleibt, hat weniger Verdienstmöglichkeiten als wenn man in die Großstadt geht.

Es gibt hier auch keine Bettler in Toraja. Das wird alles familiär geregelt und mitgetragen.

Anschließend waren wir noch auf dem Büffelmarkt – hier gab es eine Menge Bullshit 💩 . Größter Viehmarkt in ganz Asien – oder so. Hier werden die Büffel gehandelt, die dann bei den Beerdigungen geschlachtet werden.

Weitere Erklärungen zur Kultur und Tradition bekamen wir während wir in einem solchen traditionellen Toraja Haus im Wohnzimmer saßen. Alles schön und gut, aber als die Erklärungen zu Ende waren hatte dann Meyske an die Wand zum Nebenzimmergeklopft und drei dort liegende durch Tücher mumifizierte Tote begrüßt – die die ganze Zeit schon da lagen! (Bzw z.T seit 14 Jahren..).

Als letzter Programmpunkt dann stand noch ein ein Höhlengrab auf dem Programm.

Davor sind wir noch an einer lokalen Familie (entfernte Verwandte von ihr) vorbeigekommen. Diese feierten gerade Erntefest und hatten Sticky Reis in Bambus über dem offenen Feuer zubereitet – Papiong. Wir durfen auch eines davon haben – und selbst zu dritt geteilt mussten wir uns schon ganz schön strecken um alles zu schaffen. Damit kann man die ungefähre Menge auf den Bildern wohl ganz gut abschätzen.

Wenn jemand auf unsere Grillparty kommen würde, wäre ich nicht so gechillt. Aber andererseits: Die haben auch nochmal deutlich größere Mengen. Trotzdem kann man von dieser unaufgeregten Gastfreundlichkeit vielleicht etwas mitnehmen in den Alltag.

Julia wurde dann noch Kaffee angeboten und wir hatten ein sehr nettes Gespräch mit der Familie (radebrechend jeweils die andere Sprache sprechend). Das war neben all den tiefsinnigen Diskussionen und schönen Roller-Fahrten durch Reisfeld definitiv mein Highlight. Der Reis war nicht nur mega lecker und als alleine Reisende ohne Guide hätten wir so eine Erfahrung nicht bekommen – ich hatte sie danach auch einfach nur echt beneidet darum, was die hier haben.

Es ist so wunderbar einfach das Leben hier. Wenn einem das Haus und das Land gehört und dann auch noch das Wetter das ganze Jahr über nett ist, braucht man gar nicht mehr viel – und man kann dauerhaft ein gutes Leben mit viel Freiheit führen.

Es ist zwar ein einfaches Leben (einfach im Sinne von „simple“), aber es ist nicht einfach zu bekommen (einfach im Sinne von „easy“). Den ohne die familiäre Einbettung und deren Werte ginge es nicht.

Das Höhlengrab danach war auch nochmal echt krass.

Am nächsten Tag durften wir dann auch nochmal an einer Beerdigung teilhaben - es war einer von zwei Tagen in denen die Gäste empfangen wurde. Von insgesamt 10 Tagen insgeasmt..

Toraja - sonst so

Die Toraja sind aus Zucker. Wenn es regnet, dann stellen die Toraja sämtliche Arbeit ein. Niemand ist mehr draußen, nichts wird mehr transportiert -keine Menschen und keine Lebensmittel. Und es regnet hier oft. Aber, naja, ist halt immer noch Indonesien ;)

Interessant ist auch, dass hier auch schon sämtliche Kinder Rollen fahren dürfen. Als Faustformel gilt wohl: soweit sie laufen können, soweit dürfen sie auch mit einem Roller fahren. (Selbst in schwierigsten Terrain.. )

Die haben keine Post dort. Weil sie keine Adressen haben.

Sie haben auch keine Postkarten. Wahrscheinlich liegt es aber vor allem daran, dass es noch nicht so touristisiert ist

Ich glaube alle Touristen die in Toraja waren, konnte man auf der Beerdigung sehen. Also nichtmal ein ganzes dutzend. Wir haben heute auch nochmal die Spanier von Meyskes Homestay nochmal in Rammang-Rammang getroffen.

Achso – und Julia scheint ein hochbegehrtes Ziel für einheimische Touristen zu sein.

Rammang Rammang

Ich bin froh, dass ich an diesem Tag meine Schuhe noch nicht geputzt hatte – denn heute stand mal wieder Matsch auf dem Programm.

Begonnen haben wir mit Rammang-Rammang. Das ist eine kleine Landschaft mit eine Menge von Karstbergen. Heutzutage kann man da durchlaufen, aber man muss sich vor Augen halten dass das alles vor einigen Millionen Jahren noch Meeresboden war sozusagen. Und man kann an den Formationen wunderbar noch sehen, wie da einmal die Strömung durchging. Und auch wenn nur ein kleiner Stein auf dem Boden zu liegen scheint, kann es sein, dass dieser noch sehr sehr viele Meter weiter nach unten geht und es nur die Spitze einer Klippe ist.

Mit einem Boot sind wir in hiesige Dorf gefahren und haben uns eine Kokosnuss gegönnt.

Die Menschen dort kümmern sich um ihren Lebensunterhalt (vor allem Reis anbauen und Reis vor Affen beschützen) und bekommen hin und wieder mal ein paar Rupien von Touristen die auf die Toilette müssen oder weil sie ihnen Kokosnüsse verkaufen (wie uns).

Und nochmal zu meiner romantischen Vorstellung: Man muss schon auch sagen, dass es harte Arbeit ist. Sie machen ja nichts anderes als von morgens bis abends sich um den Hof zu kümmern und hin und wieder mal von ein paar Touristen zu kassieren. Für mich würde der intellektuelle Anspruch auf der Strecke bleiben. Nicht umsonst hat Ackerbau und Viehzucht dazu geführt, dass Menschen sich spezialisieren konnten – später dann auch auf andere Dinge. Ich mach dann doch lieber die anderen Dinge.

Zwischendrin sind wir dann noch in die „Firefly Cave“. Die heißt so, weil wegen mineralischen Einlagerungen in Stalagniten und Stalagtiten es überall so funkelt als wären da Glühwürmchen.

Abschluss der Tour war dann Leang-Leang.

Nachdem wir uns die letzten Tage in Toraja sehr viel mit dem Ende (also Sterben) befasst haben, befassten wir uns da mit dem Anfang (also mit dem Leben) und was die Menschen vor 40000 Jahren so gemacht haben. Sie haben nämlich Höhlenmalereien hinterlassen. Laut Wissenschaftler wohl die ältesten Spuren von Menschen, die derzeit bekannt sind.

Ein schönes Ende der Tour, mit dem Anfang, sozusagen.

Bangka

Dort waren wir vor allem für eines: Tauchen.

Gesehen haben wir leider nicht allzuviel. Viele Schnecken zwar, aber auch Seepferdchen, kleinere Fischschwärme und Korallen unterschiedlicher Arten. Highlight für Julia war ein Cuttlefish-Pärchen (cuddeln, sozusagen).

An einem der Tage hatten wir einen Ausflug nach Bunaken.

Hauptattraktion in Bunaken dort sind auf jeden Fall die Schildkröten. Schon echt sehr viele. Eine andere Taucherin meinte, sie hätte 53 Stück gezählt. Klingt nicht unrealistisch.

Das andere größere Ausflugsziel das man von hier aus erreichen kann liegt beim Ruang Vulkan, der ja erst vor kurzem ausgebrochen ist. Dabei hat er leider sämtliches Unterwasserleben asphaltiert und es dauert wohl erst wieder ca. 100 Jahre, bis sich da neues Wasserleben angesiedelt hat.

Am letzten Tag in Bangka waren wir in Lihunu - dem lokalen dorf.

Wirklich sehr pittoresk. Und wir hatten sogar einen sehr guten Guide, der auch einiges erzählt hat.

Highlight waren wirklich wieder die Kinder, die uns einmal mehr alle begrüßt haben. Die mutigsten haben sich sogar getraut und anzufassen bzw. abzuklatschen. Wow!

Aber es fühlt sich gut an. Wir haben hier alles erlebt, was wir uns vorgenommen haben. Jetzt sind wir bereit für den Rückweg.

In unserem Fall ist es ja immer nur nicht nur ein Abschied von hier sondern auch immer gleichzeitig eine Freude auf das was zuhause ist – nämlich unsere tollen Kinder!