Vom 06.08.2023 – 19.08.2023 war ich mit meiner Frau Julia in Japan. Wir hatten ziemlich viele Stationen in den kurzen 14 Tagen. Aber wir dachten: Warum sollten wir Japan anders bereisen, als die Japaner Europa bereisen?

Unsere Route:

  • 06.08.2023: KIX – Transit
  • 07.08.2023: Ishigaki – Südseeflair und Tauchen
  • 11.08.2023: Kyoto – Inari, Gion & Teeplantagentour mit Besitzer
  • 15.08.2023: Yakushima – 3000 Jahre alte Zedern & Mosswälder
  • 19.08.2023: Tokyo – Kyushu, Shibuya & teamLab Planets
  • 21.08.2023: Rückreise

Wir hatten (für unsere Verhältnisse) relativ wenig geplant. Und ich bin sehr unvoreingenommen und unvorbereitet an die Reise rangegangen. Die einzige Erwartung war, dass ich geflashed werde und meine Komfortzone verlasse.

Enttäuscht wurde ich nicht. Im Folgenden meine Gedanken die ich während der Reise hatte.

Technologie und Bequemlichkeit

  • Sehr praktisch ist, dass es hier ein System namens Suica Card gibt. Das konnten wir uns schon in Deutschland einrichten und so direkt den Nahverkehr mit unserer Apple Watch nutzen.
  • Es gibt immer fünf verschiedene Arten, digital zu bezahlen, aber Apple Pay wird nur in der Hälfte der Fälle akzeptiert.
  • Interessant: Hier gibt es Google Maps auch indoor und für den Untergrund. Aber das ist auch nötig.
  • Die Google Maps Ortung funktioniert allerdings bisweilen sehr schlecht. Vermutlich weil wegen der Hochhäuser nicht so viele Satelliten für das Telefon sichtbar sind. Das ist echt schade, denn genau dann braucht man die Navigation am dringendsten.

Kulturelle Eigenheiten

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  • Ungewöhnlich, dass man in der Bahn nicht redet. Überhaupt geht alles sehr geordnet und gesittet zu. (Bis auf die Touristen aus Europa und Südamerika)
  • Die Japaner haben so ein lustigen Fake-Joggen wenn sie so tun als würden sie sich beeilen.
  • Aber eigentlich lassen sie sich gerne Zeit. Besser als was falsch zu machen. Sympathisch.
  • Generell: Jeder Laden oder Service macht sich unglaublich viele Gedanken um seine Kunden. Weil hier niemand will, dass seine Kunden was falsch machen können. Deshalb Top Customer experience in den meisten Fällen.
  • Außer bei Restaurants – hier muss man reservieren, wenn man einen Platz möchte. Und das leider noch oft über Telefon. Also bleibt man als Europäer oft draußen.
  • Alles ist voll gepflastert mit Warnungen.
  • Und alles ist auch unglaublich gut ausgeschildert. Auch wieder: damit niemand etwas falsch machen kann. Das wäre nämlich das schlimmste. Für beide Seiten.
  • Selbst wenn etwas herausfordernd ist, wird es nie unordentlich. Sondern bleibt immer sehr koordiniert. Zen. Im Zweifel wird es einfach quälend langsam. Aber nie unordentlich.
  • Sie betreiben alles mit viel mehr Ernsthaftigkeit als bei uns. Sogar der Busfahrer. Aber keine unfreundliche Stimmung. Sondern sehr professionell. Mit einer gewissen Ehre.
  • In den ländlicheren Gegenden wird jeden Abend um 17:00 Uhr über hochaufgehängte Megafone ein Lied gespielt. Das ist das 5:00-Uhr-Lied und ein Zeichen für die Kinder, nach Hause zu kommen.
  • Tolle Onsen Kultur. Der Ansatz: Lieber sich ein großes Bad mit einer heißen Quelle teilen, als im beengten Hotelzimmer duschen müssen.

Alltag und Umgebung

Alltag in Japan Alltag in Japan Alltag in Japan Alltag in Japan Alltag in Japan Alltag in Japan Alltag in Japan Alltag in Japan Alltag in Japan

  • Die unglaublich hohe Temperatur und Luftfeuchtigkeit.
  • Man könnte eigentlich die ganze Zeit Fotos machen. Diese Schriftzeichen, die so bunt sind und die man so wenig versteht.
  • Hier gibt es Mülltrennung nach brennbarem und nicht brennbarem Müll. Das Problem: Ich weiß allerdings nicht, was genau hier verbrannt wird und was nicht.
  • Selbst Abflussrohre werden hier ästhetisch verlegt, anstatt sie nur irgendwie anzunageln.
  • Duschen ist hier wohl eher ungewöhnlich. Man wäscht sich, indem man sich auf einen kleinen Hocker setzt, und das Bad ist eine komplette Nasszelle. Dann lässt man entweder Wasser in die Schüsselchen ein oder duscht sich, auf dem Hocker sitzend, ab. Ich finde das ziemlich entspannt, es kombiniert die Vorteile von Baden und Duschen.
  • Sehr gerne werden hier Dinge bis zum Ende optimiert. Nur ein Beispiel: Die Sitzreihen im Shinkansen sind immer in Fahrtrichtung gedreht.

Essen und Trinken

Essen in Japan Essen in Japan Essen in Japan Essen in Japan Essen in Japan

  • Überall Automaten, wo man sich Getränke zu fairen Preisen kaufen kann. Eine große Flasche Wasser kostet umgerechnet einen Euro.
  • Sie lieben Schweinebauch hier. Und ich auch!
  • Ein tolles Konzept ist Onigiri: Man kann sich ein größeres Stück Sushi kaufen und es aus der Hand essen. Ein leckerer Snack, während man auf das Flugzeug wartet. Oder auch ein tolles Frühstück.
  • Generell die Convinience Store Kultur: Sich einfach Dinge an der Kasse aufwärmen lassen.
  • Oft gibt es keine Servietten, dafür aber feuchte Tücher in Plastik verpackt. Damit reinigt man sich die Hände vor dem Essen. Das fühlt sich besonders sauber an und ergibt total sinn, gerade wenn man mit den Händen isst.

Persönliche Eindrücke

  • Alles ist ungewohnt fordernd, aber man geht auch total unvoreingenommen an alles ran. Weil man eh nicht versteht, was z.B. dieser Laden anbietet. Ob es gut oder schlecht ist (für die Locals)
  • Ich glaube, kein anderes Land ist so gut ausgebaut und zugänglich und gleichzeitig so unglaublich fremd wie Japan.
  • Die Kosten sind sogar gar nicht so hoch, wie man denken würde. In einer Touristenregion. Für Essen bezahlt man auf jeden Fall weniger, als wenn man in Berlin eine Ramen Suppe essen würde.
  • Interessant. Man scheint hier ja ohne Zahnbürste zu reisen. In jedem Hotel gehört es zum Standard, dass eine Zahnbürste da ist. Vielleicht ist das aber auch nur wieder dieses Gesicht-verlieren-Ding.
  • Die Japaner schwitzen anders und riechen daher auch bei 35 Grad nicht. Die einzigen, die unangenehm riechen waren immer Europäer.
  • Ich mag das Geld und die Stückelung sehr. Alle Scheine gleich groß. Mit Scheinen bezahlen an Automaten funktioniert zuverlässig. Ich entdecke schon fast eine neue Liebe zu Bargeld.

Fazit

Es war doch eine etwas andere Reise als unsere bisherigen Urlaube. Es war auf jeden Fall anstrengender, aber ich habe auch das Gefühl, mehr davon mit nach Hause zu nehmen, als wenn man nur am Strand rumliegt. Einige Entscheidungen, die wir im Vorfeld getroffen hatten, haben wir sicherlich etwas bereut. Zwischendurch hatten wir auch eine gehörige Portion Glück, als wir einem sich nähernden Taifun entkamen. Wir haben auch sehr viel für weitere Reisen gelernt.

Mit sehr vielen faszinierende Eindrücken und Demut reisen wir nun zurück. Japan ist vermutlich der einzige Ort auf der Erde, wo man sich als weißer Westeuropäer manchmal sehr ausgeschlossen und hilflos fühlt.

Aber es war genau richtig. Wie ich am Anfang schon geschrieben habe,