Familiäre Finanz-Organisation

Bevor unser Kind auf die Welt gekommen ist, verdienten meine Frau und ich in etwa gleich viel und wir splitteten die Ausgaben grob. Als dann mit Kind und Elterngeld ein Einschnitt anstand, wollte meine Frau sich nicht „ausgehalten“ fühlen.

Da ich immer in einfachen und skalierbaren Prozessen denke (auch im Privatleben), habe ich mich der Herausforderung angenommen und für uns nicht nur ein übersichtliches sondern auch ein nichtdiskrimierendes Finanz-Organisationssystem entwickelt.

Unser Setup: 1 Frau, 1 Mann, 1 Kind (<1y)

System

Einnahmen

Sämtliche Einnahmen, egal woher, werden auf ein gemeinsames Konto (für Fixkosten) eingezahlt. Das ist eigentlich relativ unproblematisch bei jedem Arbeitgeber zu ändern.

  • Beispiele:
  • Gehalt Partner 1
  • Gehalt Partner 2
  • Ertrag aus Gewerbe
  • Tantiemen
  • Kindergeld
  • Elterngeld

Fixkosten

Dieses Fixkosten-Konto ist ein gemeinsames Girokonto, welches wiederkehrende Posten abdeckt. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie üblicherweise lange Laufzeiten haben und dass man sich nicht so schnell wieder los wird.

Beispiele:

  • Miete
  • Nebenkosten
  • Strom
  • alle Versicherungen
  • Crossfit
  • Kita

Von diesem Konto wird außerdem monatlich ein jeweils fixer Betrag auf unsere 3 „operativen“ Konten verteilt.

Am Ende jedes Monats wird schließlich auf das Rücklagen-Konto überwiesen, was übrig geblieben ist.

Hier bieten sich auch eine Menge weiterer Optionen, um die Finanzen aktiv zu gestalten, wie z.B. ein regelmäßiger Sparplan für das Kind oder eigene Anlage-Strategien.

Variable Kosten / Lebenshaltung

Dies ist unser „operatives“ Konto, von dem wir gemeinsame, unregelmäßige und spontane Ausgaben bezahlen. Beide Partner haben ihre eigene Giro- und eine Debitkarte dazu.

Beispiele:

  • Lebensmittel
  • Haushaltswaren
  • alles für das Baby (Windeln, Kleidung, Spielzeug,…)
  • Gemeinsame Aktivitäten (Brunch, Dinner,…)

Da auf diesem Konto keine vertraglichen Verpflichtungen existieren, ist einfach Schluss mit Freizeit-Spaß, sobald das Geld weg ist.

 

Persönliche Ausgaben / „Taschengeld“

Nun bekommt jeder Partner noch ein „Taschengeld“, welches zu seiner freien Verfügung ist.

  • Beispiele:
  • Hobbies
  • Konzerte
  • Gadgets
  • Apps
  • Bierchen
  • Käffchen
  • Kleidung

Hier laufen auf keinen Fall Abos oder andere regelmäßige Verbindlichkeiten. Rein praktisch sieht das so aus, dass hierfür einfach jeder sein „altes“ Konto benutzt.

Rücklage

Für unsere Rücklagen nutzen wir ein gemeinsames Tagesgeld-Konto, welches für einmalige größere (hoffentlich geplante) Ausgaben benutzt wird.

Beispiele:

  • Urlaub
  • Möbel
  • Umzug
  • größere Geschenke

Durch die stabile Differenz zwischen gesamtem Einkommen und Fixkosten kann auch hochgerechnet werden, wie sich die Rücklagen im Lauf des nächsten Jahres entwickeln, um z.B. ein Budget für einen Urlaub auszusprechen.

Vorteile

Wir nutzen dieses Setup nun seit ziemlich genau einem Jahr und sind beide recht happy damit.

  • Die Fixkosten sind immer gedeckt – nichts lässt einen besser schlafen.
  • Die kleineren operativen Budgets sorgen für Überblick im Alltag.
  • Einfache Hochrechnung, wie die Rücklagen anwachsen.

Neben den total praktischen Vorzügen dieses Systems lösen wir so ganz pragmatisch (zumindest für uns privat) die Sache mit dem unterschiedlichen Lohnniveau und dem daraus häufig folgenden Machtgefälle in Bezug auf finanzielle Entscheidungen.

Nachtrag: „Zeitkonten“ für Elternzeit / Teilzeit:

Genau so wie wir unsere Einnahmen splitten, splitten wir auch die Kinderbetreuung. Wenn ich z.B. eine 60h Woche arbeite, und meine Frau währenddessen auf das Kind aufpasst, zählt das für uns genauso, als ob sie auch eine 60h Woche gearbeitet hat. Sozusagen „Arbeit am Kind“.
Die restliche gemeinsame Zeit teilen wir dann 50/50 auf, d.h. ich habe keinen besonderen Schutz zuhause, wenn ich lange im Büro bin. Meine Frau hatte ja auch einen langen Tag mit dem Kind.

Schließlich ist die „Arbeit am Kind“ genauso wichtig und anstrengend wie Erwerbsarbeit. Definitiv ist sie aber verantwortungsvoller, schließlich geht es um einen Menschen und dessen Entwicklung.

Published by Klaus Breyer

CTO und Advisory Board Member für Startups

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1 Comment

  1. Ein sehr ähnliches System verwende ich schon seit Jahren sehr erfolgreich.
    Kleiner Unterschied, ich teile mir besonders wichtige Ausgaben, wie z. B. Notfallkonto, Urlaub, Auto oder Geschenke für Geburtstage oder Weihnachten in separate Konten auf. Das schafft noch mehr Transparenz und Übersicht.

    Gerade Geschenke für mehrere Kinder und die wachsende Zahl der Enkel ;-) summieren sich über das Jahr schnell zu einem 4 stelligem Betrag.

    Alle weiteren Kosten, die nicht monatliche anfallen kommen auf ein weiteres Girokonto, die von diese dann abgebucht werden, wenn sie fällig sind.

    Ich zähle leider zu dem großen Teil der Menschen, deren Geldausgabeverhalten stark vom Kontostand geleitet wird. Sprich, habe ich einen relativ großen Betrag auf meinem Girokonto, dann neige ich schon dazu Dinge zu kaufen, die ich eigentlich nicht unbedingt oder gar nicht brauche.

    Mit diesem System habe ich das Problem zu 100 % im Griff. Am Anfang des Monats werden alle Konten gefüttert. Das Geld welches auf dem Girokonto verbleibt kann ich, ohne ein schlechtes Gewissens zu bekommen, ausgeben. Mehr aber auch nicht.

    Mit der Aufteilung der mir wichtigen Kosten in separate Konten verhindere ich außerdem Geld auszugeben, welches für etwas anderes gedacht ist. Nehme ich ein Geld vom Konto “Auto” für einen “Urlaub”, dann weiß ich , dass ich mit großer Wahrscheinlichkeit ein finanzielles Problem bei der nächsten größeren Reparatur bekommen werden. Außerdem lassen sich so die geplanten Budget sehr leicht kontrollieren und gegebenenfalls korrigieren.

    Mit Geld physisch Haufen zu bilden macht deutlich weniger Aufwand als jedes andere System und ist definitiv das bessere Haushaltsbuch :-)

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